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Kulturweg „Waldsassengau 1”

Würzburger Wandererlebnisse

3 Stunden 10 km GPX - Datei

Zwischen allen Fronten

Der Waldsassengau war im Frühmittelalter ein ostfränkischer Gau, der Teile des südöstlichen Spessarts und das Gebiet zwischen Mainviereck und Maindreieck umfasste. Helmstadt ist Teil dieser alten Kulturlandschaft: Zwischen Buntsandstein und Muschelkalk, zwischen den Grafen von Wertheim und dem Hochstift Würzburg, zwischen preußischen und bayerischen Armeen – die Grenzlage, in der sich Helmstadt immer wieder befand, brachte eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft hervor, die dieser Kulturweg und die dazugehörigen Infotafeln unter dem Motto „Zwischen allen Fronten” vorstellen.

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Wegverlauf: Diese steigungsarme Tour startet in Helmstadt am Denkmal für den Pfeifer von Niklasausen, der 1458 in Helmstadt geboren wurde. Hans Böhm, wie der Pfeifer hieß, war Hirte, spielte aber bei Dorffesten als Musikant auf. Als ihm in der kleinen Niklashausener Kirche im Taubertal die Muttergottes erscheint, begann er zu predigen und die Kirche auf Schärfste zu kritisieren. Böhms scharfer Angriff auf die Kirche blieb nicht ohne Folgen: 1476 ließen der Würzburger Bischof und der Mainzer Erzbischof den Vorboten der Reformation verhaften. Trotz Protesten vieler Menschen wurde er am 19. Juli 1476 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. 

Auch der weitere Verlauf des Kulturwegs berichtet von folgenreichen Konfrontationen der Geschichte. Einer davon ist der Bruderkrieg zwischen Preußen und Bayern 1866. Durch seine Grenzlage wurde Helmstadt darin zum Kriegsschauplatz. Das zeigt sich auf dem Aussichtspunkt Krammberg als nächster Station. Auf den nahe gelegenen Feldern forderte ein Gefecht über 2800 Tote und Verwundete. Auf dem Krammberg befindet sich zudem das Ostlandkreuz: Es wurde 1951 von Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland als Mahnmal für die verlorene Heimat errichtet.

Die nächste Station des Kulturwegs ist geologischer Natur: Die Wanderer finden sich an den Resten eines Kalkbrennofens vom Begin des 20. Jahrhunderts wieder. Über Jahrmillionen bildete sich in und um Helmstadt eine fossilienreiche Kalkschicht, die in Steinbrüchen abgebaut wird.

Danach übernimmt wieder die Geschichte: Die Wanderer erreichen das Bayern-Denkmal, das an die Gefallenen der Verlierer des Gefechts von Helmstadt im Jahr 1866 erinnert. Das Gegenstück folgt bald darauf: Das Thüringen-Denkmal ist den Gefallenen der Sieger gewidmet.

Der Rundweg wendet sich nun wieder Helmstadt zu und passiert eine Lehmgrube. Die Helmstadter Lehmvorkommen wurden über einen Zeitraum von Millionen von Jahren durch den stetig wehenden Westwind angeweht. Diese Ablagerungen und die daraus hervorgehenden fruchtbaren Böden ermöglichen eine intensive landwirtschaftliche Nutzung, zudem entstanden ab dem späten 16. Jahrhundert Ziegeleien, in denen Ziegel und Mauersteine hergestellt wurden.

Die letzte Station des Weges befindet sich bereits wieder in Helmstadt. Das Prinz-Ludwig-Denkmal erinnert an die Verwundung des bayerischen Prinzen Ludwig (des späteren Königs Ludwig III.) in der Schlacht von 1866. Der Prinz wurde von einer preußischen Gewehrkugel am linken Oberschenkel getroffen. Die Kugel konnte operativ nicht entfernt werden und erinnerte den Monarchen sein Leben lang an das Gefecht bei Helmstadt.

Sehenswertes: Denkmal für den Pfeifer von Niklashausen, Aussichtspunkt Krammberg, Reste eines Kalkbrennofens, Bayern-Denkmal und Thüringen-Denkmal, Lehmgrube, Prinz-Ludwig-Denkmal

Mehr Infos

Markt Helmstadt

Im Kies 8

97264 Helmstadt

09369 90790 E-Mail Website Karte

Kriegerdenkmal von 1866 in HelmstadtWandern und Kultur / Foto: Edgar Martin