Mit der Ausstellung „Fröhliche Freizeit und gute Laune durch Freude am Selbermachen“ präsentiert das Museum im Kulturspeicher (MiK) Würzburg die erste museale Einzelausstellung der Künstlerin Lena Schramm.
Schramm macht bislang wenig beachtete Bildkulturen aus der Alltagswelt – von Kaugummi-Abziehbildern bis zu Ecstasy-Siegeln – zu Gegenständen ihrer künstlerischen Auseinandersetzung.
In Würzburg widmet sich Schramm erstmals intensiv dem Thema Weinkultur und verknüpft dies mit der Idee eines künstlerischen „Selbermachens“, das zwischen Dilettantismus und Professionalität oszilliert. Ihre Werke reflektieren das Spannungsfeld von Arbeit und Freizeit, von Konsum und Kreativität – humorvoll, kritisch und stets mit einem scharfen Blick für die Absurditäten des Alltags.
Die Ausstellung wird vom 20. September 2025 bis 25. Januar 2026 in zwei Räume präsentiert: Raum 1 zeigt neue Werke, die in den vergangenen beiden Jahren eigens für den Standort Würzburg entstanden sind. So thematisiert die Skulptur „Unreife“ in Form einer monumentalen abgenagten Traubenrispe das Verlangen nach ewiger Jugend – ein Jungbrunnen mit alkoholfreiem Saft aus unreifen Trauben. Ein handelsüblicher Transport-Motorroller, dessen einziger Scheinwerfer zu dem Werktitel „Zyklopin“ führte, wird zur mobilen Weinbar samt Video, in dem das Traubenstampfen der Künstlerin zu sehen ist. Auch ironische Interventionen wie ein modifizierter Spülkasten auf Schritthöhe – als Pissoir-Ersatz – oder malerische Darstellungen von Weiß- und Rotweinlachen samt Dreckansammlungen nach dem Fest beleuchten die Ambivalenz von Genuss und Entgrenzung. Raum 2 erweitert den Blick auf Schramms künstlerisches Universum: Die Werke der Bildfolge „Ecstasy“ machen darauf aufmerksam, dass selbst noch auf Drogen Platz für den Aufdruck von Piktogrammen und Markenlogos ist. Dass Konsumprodukte der Alltagskultur kunstwürdig sind, ist spätestens mit der amerikanischen Popart bekannt. Bei Lena Schramm erweitert sich das Spektrum – wie in der Installation „Schwemme“ – auch auf Gegenstände, die weggefegt werden können und in den Müll gehören. Schramm schenkt der Welt der Dinge insbesondere im Kleinstbereich größte Beachtung: Aufnäher oder Aufdrucke mit Markenzeichen oder Sinnsprüchen werden überdimensional in Öl festgehalten. So werden bei „Hubbabubba“ nicht nur die sympathischen Werbefiguren getreu der Vorlage abgebildet, sondern auch die speichelanregende Kaugummimasse findet in der pastos-klebrig wirkenden Behandlung der Ölfarbe einen gleichwertigen, appetitlichen Ausdruck.
„Viele Gemälde Schramms mögen niedlich, süß oder heiter daherkommen und für einen Kindergeburtstag geeignet erscheinen“, erläutert Museumsdirektor und Kurator Marcus Andrew Hurttig. „Bei genauerem Hinsehen jedoch erkennt man, dass dem nicht so ist –die dargestellten Bildthemen stehen teils im beißenden Widerspruch dazu. Der farbenfrohe Vulkanausbruch im Bild ‚Doppelte Verneinung‘ könnte sich auch als ein die Menschheit vernichtender Atompilz herausstellen.“
Lena Schramms Arbeiten wirken auf den ersten Blick verspielt und humorvoll, entpuppen sich aber auf den zweiten Blick als präzise Kommentare auf unsere Gegenwart. In bunten Farben und mit einem ironischen Augenzwinkern thematisiert die Künstlerin die gesellschaftlichen Umbrüche, Ängste und Dystopien unserer Zeit – vom Klimawandel über Konsumkritik bis zur Frage nach dem Selbstverständnis künstlerischer Arbeit.