Das architektonische Kleinod wurde 1807 in dem idyllischen Weinort aufgebaut. Es ist ein einzigartiges Industriedenkmal, aber auch Museum in Aktion, Papierwerkstatt und Ausstellungsraum. Wie geht das alleszusammen? Johannes Follmer, Papiermüller in fünfter Generation, macht es in seinen Führungen erlebbar. Seine Eltern betrieben die Papiermühle bis 1975, in einem Stockwerk sind noch die Wohnräume der Familie im Zustand der 20-er, 50-er und 60-er Jahre zu bestaunen. Seit 1997 steht das sanierte Bauwerk als Museum der Öffentlichkeit zur Verfügung. Gleich neben dem Eingang verführt ein kleiner Shop mit einem feinen Sortiment handgeschöpfter Papiere. Wie aufwendig der Entstehungsprozess der edlen Unikate ist, deutet sich bei einer Führung durch die Manufaktur an.
Lebendiges Papierhandwerk in historischer Mühle
Wie aus dem Märchen wirkt die Alte Papiermühle in Homburg am Main, wenn sie sich stolz vor einem aufbaut. Malerisch ist ihre Lage zwischen alten Obstbäumen und einem Bauerngarten, exotisch ihr mächtiges, pagodenartiges Walmdach über zwei Fachwerkgeschossen. Und im Hintergrund das beruhigende, rhythmische Geräusch des alten Wasserrades.
Zwischen alten mechanischen Pressen und Trockengestellen steht Follmer an der Bütte. Er schwenkt ein gerahmtes Sieb durch den Faserbrei, schöpft eine Portion ab und drückt den umgedrehten Rahmen mit dem Papierrohling auf einem Filzbogen aus. Ist der Stapel angewachsen, wird er in der Presse entwässert, danach werden die Bogen an Seilen getrocknet. Wer will, darf selbst mit beiden Händen in die Materie eintauchen und sein eigenes Blatt schöpfen. Viel Fingerspitzengefühl erfordert die manuelle Herstellung, 1883 übernahmen die Maschinen und beeindrucken nun im Produktionsraum. Die komplett erhaltene technische Anlage ist einzigartig in Bayern.
Singulär auch der Trockenboden. Die aufwendige Dachkonstruktion über drei Ebenen ist mit einem ausgeklügelten Lüftungssystem versehen. Follmer nimmt einige trockene Bogen von der Leine, feines Büttenpapiere für den Künstlerbedarf und für besondere Anlässe. Seine Manufaktur hat er in einem historischen Nebengebäude eingerichtet. Komplettiert wird das Anwesen durch die Papierscheune mit viel Raum für Seminare, die in das traditionelle Handwerk einführen, für Events und Ausstellungen zeitgenössischer Künstler. Das einmalige Denkmal lebt weiter und ist ein Kandidat für UNESCO-Welterbe-Liste.
Kontakt: Museum Papiermühle Homburg, Gartenstraße 11, 97855 Homburg a. M., 09395/99222, kontakt@papiermuehle-homburg.de, www.papiermuehle-homburg.de